Mittwoch, 4. Februar 2015

AlpX.13 - Tag 5

Grosio - Pezzo; 50,0km 2231Hm

Offtopic: "Die letzte Saison hat früh begonnen und so war nicht genügend Zeit die Story vom Alpencross fertig zu schreiben.  Jetzt ist wieder Off-season und ich versuche ein paar Artikel zu schreiben."


Am fünften Tag, auf dem Weg in den Frühstückssaal, diskutieren wir ob wir uns die reguläre Route antuen wollen, oder lieber auf die Alternative ausweichen wollen. Ein Studium des Roadbooks hat ergeben, dass es kein leichter Tag werden wird. Angeblich warten auf der Hauptroute lange Schiebepassagen und ca. 2000Hm am Stück! Aber dafür bewegt man sich in einem idyllischen Hochtal, wogegen man sich auf der alternativen Route mit einer viel befahrenen Straße arrangieren muss. Da wir uns gut fühlen wählen wir die reguläre Route. Und wie fast immer sind unsere Mitstreiter schon unterwegs ... auf der alternativen Route.

Zunächst geht es weniger steil durch mehrere Dörfer nach Nord-Osten, bevor es nach etwa 10km spannender wird und sich die Teerstraße in vielen Serpentinen die Talseite hinaufzieht. Inzwischen haben wir dazugelernt und packen den Helm an den Rucksack und stellen uns auf den langen Anstieg vor. Wir fahren gemütlich, aber stetig und gegen den schmerzenden Hintern hilft es einen dickeren Gang einzulegen und eine Zeit lang im Stehen zu fahren. Nach 500Hm ist dann recht rasch das hochgelegene Dorf erreicht und wir können stolz ins Tal schauen, auf die vielen Serpentinen die schon hinter uns liegen. Diese Zwischenziele motivieren!

Weiter geht es auf einem Feldweg mit teilweise großen Steinplatten. Der Weg wird noch einmal steiler und ist teilweise muss geschoben werden. Trotzdem probiert immer wieder einer von uns beiden einen schwierigen Abschnitt zu fahren. Danach ist man aber so außer Puste, dass die herausgefahrene Zeit wieder dahin ist. Ganz lassen können wir es aber auch nicht und immer wieder attackieren wir den Berg! So dauert es nicht lange bis die laut Hrn. Albrecht legendäre Hütte "la Baita" auftaucht. Wir gönnen uns ein Glas Apfelschorle, einen Cappucino und ein Stück Heidelbeerkuchen. Von hier hat man einen guten Blick auf die paar Almhütten die im Val di Rezzalo liegen und wo die Besitzer aus dem Tal gekommen sind um heute am Freitag Heu auf den Almwiesen zu machen. Dafür ist das Wetter perfekt, denn der Himmel ist strahlend blau und es wird wohl wieder ein richtig schöner Sommertag.
Wir fahren weiter und nach kurzer Strecke ist das Ende des Hochtales erreicht und der Weg schlängelt sich nun immer steiler Richtung Passo del Alpe. Nach den letzten hochgelegenen Almhütten wird der Weg zu einem richtig schönen Singletrail, der aber gut zu fahren ist. Der Pass selbst ist eher ein sanfter Buckel, auf dessen anderer Seite der Pfad in mäßigem Gefälle weiterführt. Nach einer kurzen Abfahrt erreichen wir die unter Rennradfahrern sehr bekannte Strecke von Bormio auf den Gavia Pass. Jetzt heißt es Zähne zusammenbeißen und den eigenen Rythmus finden, die letzten 300Hm werden auf Teer zurückgelegt. Die zahlreichen ausgelutschten Power-Gel Beutel am Straßenrand zeigen, dass wir im Revier der schmal Bereiften unterwegs sind.
Da wir den letzten Anstieg konzentriert und zügig angegangen sind, haben die Strapazen bald ein Ende und wir sitzen um zwei Uhr Nachmittags am Pass vor der Gaststätte in der Sonne, mit über 2200Hm auf dem Tacho und wir fühlen uns sogar noch fit! Es scheint als hätten wir in den ersten Tagen erst die nötige Fitness für den Alpencross aufgebaut.
Wir bestellen uns "Pizzoccherie della Valtellina", das ist ein regionales Gericht mit einer bestimmten Sorte deftiger Nudeln, Kartoffeln und Wirsing. Das ganze wird dann mit Käse überbacken und schmeckt einfach fantastisch. Wir strecken noch ein wenig die Beine von uns, bevor wir ins Tal sausen. Leider müssen wir wieder die Passstraße nehmen, es ist kein Trail auf der Karte zu entdecken und so rauschen wir fast an dem kleinen Ort vorbei, wo wir bei Juri eine Unterkunft gebucht haben. Die Aussicht vom kleinen Balkon ist nur noch genial und da wir früh dran sind gönnen wir uns ein Bierchen auf der Terrasse vor dem Haus. Juri und seine Schwester betreiben eine Pension quasi speziell für Alpencrosser und wie im Roadbook beschrieben lohnt sich ein Besuch hier wirklich. Wer in Ponte die Legno übernachtet, muss am nächsten Tag erst den Anstieg hier hoch machen. Sonst ist man gezwungen die alternative Route zu nehmen. Juri ist ein (Rad-)Verrückter und kann lustige Geschichten erzählen. Kurz nach uns treffen noch zwei Pärchen ein, die ebenfalls die Albrecht Route fahren und so ist gleich ein Gesprächsthema gefunden als wir in die einzige Pizzeria im Ort gehen.

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