Sonntag, 9. Februar 2014

AlpX.13 - Tag 2

Landeck - Bodenalpe (Ischgl); 78,4km 2333Hm


Schon ein Blick auf die Daten der heutige Etappe genügt um zu wissen, dass es kein Kindergeburtstag wird. Es gilt die meisten Höhenmeter des gesamten Alpencross zu überwinden und auch von der Streckenlänge her ist diese Etappe fast die Längste. Die angegebenen Höhenmeter haben uns richtig eingeschüchtert! Aber die tolle Strecke durchs Verwalltal wollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen und so haben wir uns morgens voller Schwung auf den Weg gemacht.

Unterwegs im Verwalltal
Zunächst führt die Tour auf einer kaum befahrenen Teerstraße Richtung St. Anton. Da heißt es ruhig bleiben und locker bergauf treten. Wenigstens ist man auf der Straße zügig unterwegs und die ersten 600Hm sind abgehackt. Im Ort St.Anton geht es dann extrem steil die Talseite hoch, wo die Route endlich ins Verwalltal abzweigt und auf Schotter weiter führt. Die Stimmung bei uns ist großartig und wir fahren viel zu schnell. An den Steilstücken will keiner von uns Beiden nachgeben und wir liefern uns kleine Rennen.

Es geht kurz nicht bergauf
Nach einer Weile wird aus der Schotterstraße unvermittelt ein schmaler Wanderpfad und es gilt Steinbrocken auszuweichen. Als es mittag wird und die Heilbronner Hütte an der Passhöhe noch in weiter Ferne liegt, geht uns auch heute wieder das Wasser aus. Es ist einfach viel zu heiß und wir brauchen viel Flüssigkeit. Aber nach der guten Erfahrung mit dem Bergwasser am Vortag füllen wir auch heute unsere Flaschen einfach unterwegs wieder auf. So sitzen wir schon ziemlich erschöpft am Wegrand, machen eine Riegelpause und genießen die großartige Landschaft um uns herum. Da in diesem Jahr der Winter lang war, liegt ganz oben auf den Bergen Ende Juli immer noch Schnee.

Wir müssen schieben
Am Ende des Tales angekommen steigt der Weg nun immer steiler an und irgendwann ist an Fahren nicht mehr zu denken. Wir schieben die Bikes einen Meter hoch, klettern auf das Rad gestützt nach und stoßen das Rad erneut ein Stückchen weiter. Es ist anstrengend! Eine solche Herausforderung haben wir gleich am ersten Alpenpass nicht erwartet. Aber unser Kampfgeist ist geweckt und nach einer Stunde und 300Hm ist es endlich geschafft! Die Heilbronner Hütte thront über uns auf der Anhöhe.
Außer uns sind noch zahlreiche andere Biker und Wanderer auf der Hütte. Die Sonne scheint, ein drohendes Gewitter hat sich doch für ein anderes Tal entschieden und der Blick auf die Strecke ins Tal, lässt die Laune förmlich überschäumen.
Man möchte fast vergessen, dass nach der bevorstehenden Abfahrt Richtung Galtür und Ischgl, noch ein Anstieg von 400Hm auf uns wartet. Beim Essen unterhalten wir uns mit einem Radler, der uns schon in St.Anton überholt hat. Er wollte eigentlich auch die Albrecht Route fahren, ist aber schon dermaßen erschöpft, dass er lieber den Weg zurück nach St.Anton fährt. Wir denken uns: "Ach Quatsch! Wird schon gehen ..." Und machen uns bereit für die rasante Abfahrt auf dem Wirtschaftsweg der Hütte.

Die Abfahrt
Etwa nach der Hälfte der Abfahrt erreicht man einen riesigen Stausee an dem entlang die Route weiter führt, bis es schließlich ins Tal hinab geht. Man hat einen guten Blick voraus und es ist schwer sich zu beherrschen, die Bremse nicht ganz aufzumachen. Die Abfahrt ist unglaublich schnell und es droht ein wahrer Geschwindigkeitsrausch!
So ist Galtür schnell erreicht und es dauert nicht lange, da beginnt sich die Steigung umzukehren und es geht ziemlich unbarmherzig auf Teer hinauf zur Bodenalpe, unserer Unterkunft. Diese Anstiege am Ende eines langen Tages sind immer die Schlimmsten. Man hat schon einen Pass überwunden, aber der letzte Anstieg mit 400Hm zieht sich endlos hin und ist wesentlich anstrengender als das Programm am Vormittag. Wir kriechen den Berg nur mehr hoch und versuchen die Motivation nicht ganz zu verlieren. Natürlich hätten wir auch die Seilbahn, die wir ab und zu sehen, nehmen können. Aber bitte, das wäre ja Betrug! So kommt für uns nur in Frage durchzuhalten, obwohl die vielen Laster und Lkws, die uns entgegen kommen, ziemlich nerven. Anscheinend wird das Skigebiet weiter ausgebaut.
Sergej scheint die Plackerei besser wegzustecken, der Tagessieg gehört Ihm. Ich bin jedenfalls heil froh die Hütte gegen sechs Uhr endlich zu erreichen. Wir können noch schnell die Bikes verräumen und duschen bevor das Abendessen für alle Gäste serviert wird. Wir treffen die Gruppe junger Sportstudenten vom Vortag wieder und eine Menge anderer 'Crosser'. Da die Albrecht Route stark frequentiert ist und es Vorschläge für Unterkünfte gibt, trifft man fast täglich die bekannten Gesichter wieder. Es macht Spaß die Erlebnisse mit Gleichgesinnten auszutauschen und abzuchecken wie die eigene Fitness im Vergleich einzuschätzen ist. Jeder setzt sein Pokerface auf und behauptet, die Etappe war gar nicht anstrengend. Und alle unterbieten sich, in der Zeit der Abfahrt am nächsten Tag. Am Ende stellt sich jedoch heraus, dass fast alle Gruppen heute die Alternative gefahren sind. Lächerliche 36.5km und 1400Hm!

Don't drink and drive
Blick zurück ins Verwall Tal


Sonntag, 2. Februar 2014

AlpX.13 - Tag 1

Garmisch - Landeck; 82,4km 1091Hm


Endlich, der erste Tag unseres Alpencross hat begonnen! Los gings mit dem Zug über München nach Garmisch-Partenkirchen. Schon auf der Einfahrt wachsen die Berge neben der Strecke immer höher und schroffer in den Himmel. Die Tour führt anfangs entlang der Loisach auf einem geschotterten Radweg um die Zugspitze herum. Es sind nur einige Kilometer bis zur österreichischen Grenze und man erreicht bald die Stadt Ehrwald unter der herrlichen Kulisse der Alpen. Ab hier beginnt der Weg steiler anzusteigen, es geht Richtung Fernpass!
Die 'Damen' vor dem Bergpanorama von Ehrwald
An diesem Anstieg merkt man schon, dass alpine Touren immer anstrengend sind, vor allem wenn man einen vollgepackten Rucksack dabei hat. Schon bevor wir den Fernpass überquert haben, sind unsere Trinkflaschen leer und wir müssen die letzten Höhenmeter unter sengender Sonne ohne kühlende Getränke zurücklegen. Auf der Passhöhe hat man einen schönen Blick auf das dahinter liegende Tal, aber allzu lang wollten wir uns nicht aufhalten, denn sicher werden uns noch viele und noch schönere Aussichtspunkte erwarten. Nun ging es in die rasante Abfahrt, während der wir langsam auf eine größere Gruppe junger Radler aufschließen. Bei einem kleinen Bach hält die Gruppe unvermittelt an um die Trinkflaschen aufzufüllen und wir schließen uns kurzerhand an. Wir hatten gelesen, dass man das Wasser der kleinen Bäche im Gebirge ohne Bedenken trinken kann, aber normalerweise macht man das ja nicht. Trotzdem, das Wasser schmeckt kühl und erfrischend. Wie Mineralwasser aus der Flasche!
Wieder unterwegs erreicht man den Höhepunkt der Tagesetappe, nämlich Teile der uralten Fernpass-Straße. Im Gestein sind noch deutlich die Kerben erkennbar, die durch die vielen Fuhrwerke in früherer Zeit eingeschliffen wurden. Und unterhalb sieht man die moderne Straße über den Fernpass mit der Raststation. Man ist sich normalerweise gar nicht bewusst, wie viel man verpasst, wenn man mit dem Auto über die Alpen düst!
Als wir Richtung der alten Burg Fernstein kommen, müssen wir einem Mini-Bagger ausweichen, der den ursprünglichen Weg mit Schotter überschüttet. Anscheinend soll die Strecke für die zunehmende Zahl an Bikern aufgerüstet werden, aber leider geht dadurch natürlich viel vom Charme verloren.
Bis nach Imst im Inntal geht die Strecke weiter bergab und wir sind schnell unterwegs. Ab jetzt geht es zunächst eben entlang des Inns und der Inntal-Autobahn. Sicher nicht der schönste Teil der Strecke, aber so bald wie möglich folgen wir der Route durch kleine Dörfer und über grüne Wiesen. Trotz des starken Rückenwinds den wir haben, zieht es sich noch bis wir gegen fünf Uhr den Ort Landeck erreichen und zu unserem Hotel fahren.

AlpX.13 - Die Route

Zu einer Alpenüberquerung gehört ganz selbst verständlich die Auswahl der richtigen Route. Schließlich soll der Schwierigkeitsgrad angemessen sein, der Singletrail Anteil besonders hoch, die Abfahrten rasant und flowig und hinter jeder Kurve soll ein tolles Bergpanorama warten.
Wenn man sich in die Materie ein wenig eingearbeitet hat, macht die Planung richtig Spaß. Es gibt zahlreiche traditionelle Strecken über die Alpen, angefangen von der Heckmair-Route und dem Routen Kompendium von Achim Zahn, bis zu den zahlreichen Touren der Veranstalter von Radreisen (zB Go-Alps.de).
Selbst haben wir uns für die gut recherchierte Albrecht Route entschieden. Ebenfalls ein bekannter Klassiker unter den Alpenüberquerungen, der von Garmisch-Partenkirchen nach Riva am Gardasee führt.
Die Albrecht Route hat eine Länge von knapp 500km und man hat schlussendlich 12.000Hm in den Beinen.


Skizze der Albrecht Route auf einer größeren Karte anzeigen

Das tolle an der Albrecht-Route ist, dass sie sehr gut recherchiert ist. Herr Albrecht hat die Strecke Jahr für Jahr abgefahren und immer weiter verbessert. Es gibt zB für die meisten Tage eine Alternative zur Tagesetappe, auf die man ausweichen kann wenn das Wetter schlecht ist, oder wenn man sonst irgendwie einen schlechten Tag erwischt hat. Insgesamt ist diese Transalp sportlich ziemlich anspruchsvoll, aber fahrtechnisch nicht extrem. Wenn möglich werden Tragepassagen vermieden und trotzdem werden mehrere Pässe von über 2600m ü. NN überwunden. Für uns war außerdem wichtig, dass die Albrecht-Route landschaftlich sehr schön ist. Man ist häufig in entlegenen Tälern unterwegs, in denen es keine Straßen oder Ortschaften gibt.

Höhendiagramm der Albrecht-Route von Garmisch nach Riva